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 Wirtschafts-, Familien- und Tiermediation

Allgemeines zur Mensch-Tier-Mediation

Nachdem der Mensch 99% seiner Gene mit dem Schimpansen überein hat, könnte man frechweg behaupten, jede Mediation ist eigentlich eine Tier-Mediation. Doch begann der Mensch schon früh sich von den anderen Tieren abzugrenzen. In vielen Glaubensrichtungen stellt sich der Mensch dabei gezielt über das andere Tier, um zum Beispiel gottesgleich über alle Tiere zu herrschen.


Fakt ist jedoch bis heute, viele Menschen lieben Tiere wie Familienangehörige. Sie verbringen viel Zeit mit ihnen. Es ist normal, dass auch in diesen Mensch-Tier-Beziehungen Konflikte entstehen. Unterschiedliche Individuen mit unterschiedlichen Sprachen, Verhaltensformen und Gewohnheiten prallen aufeinander. Dies kann mitunter für den "Einen" oder "Alle" zu belastenden Situationen führen, welche die Harmonie des Miteinanders stört. 


Eine Mediation kann hierbei Abhilfe schaffen. Diese ist zwischen dem Mensch und seinem Tier ein vollkommen neues Verfahren zur Konfliktlösung, welches sich von den klassisch gängigen Angeboten auf dem derzeitigen Markt abhebt. Natürlich sollten jedoch auch vor einer entsprechenden Mediation durch einen Tierarzt z. B. organische oder hormonelle Ursachen ausgeschlossen werden, sodass sich der Konflikt ganz klar auf die Unterschiede, welche im Miteinander negativ störend aufeinanderprallen, zurückführen lässt. 


Gängige aktuell beliebte Angebote zur Lösung dieser im allgemeinen Sprachgebrauch üblichen "Verhaltensprobleme beim Tier" beziehen sich zumeist bei Hunden auf den Besuch einer entsprechenden Schule, in welcher der Mensch sein Tier trainiert, so dass es ihm auf Befehl gehorcht. Weiterhin bieten zahlreiche Tierärzte, Universitäten aber auch Laien (da der Beruf des Psychologen oder Therapeuten für das Tier nicht gesetzlich geregelt ist) verhaltenstherapeutische Sprechstunden für die üblichen Haustierarten an. 


Ein weiteres wissenschaftlich sehr umstrittenes Angebot auf dem derzeitigen Markt stellt die Tierkommunikation per Telepathie dar. Hierfür sendet der Tierbesitzer ein Foto seines Lieblings einem  Anbieter zu, der dann anhand dessen mental mit dem Tier Kontakt aufnimmt und für dieses dann mit dem Besitzer spricht. 


Im Gegensatz zur Mensch-Tier-Mediation schlagen bei all diesen Angeboten eine oder mehrere Dritte Personen mehr oder weniger erfolgreiche Lösungsmöglichkeiten zur Behebung des Konflikts vor. 


Bei der Mensch-Tier-Mediation hingegen erarbeitet der Mensch zusammen mit seinem Tier jeweils eigenständig Lösungsmöglichkeiten für ihren oder ihre Konflikt/e. Es spricht kein Dritter für die eigentlich Betroffenen, sondern die Konfliktparteien lernen miteinander zu kommunizieren. Ein Fortschritt, da bis heute der Mensch in der Regel zumeist Konflikte mit seinem Tier durch Macht und Kontrolle zu beseitigen versucht. Die Ursache für den Konflikt sieht der Mensch in der Regel nur aus seiner Perspektive und traut dem Tier keine eigenständigen Entscheidungen zu. Was natürlich die Frage erlaubt, wie Tiere in der freien Natur (darunter auch wildlebende Katzen, Hunde, Kaninchen, Pferde, etc.) es schaffen, ganz ohne den Menschen, ihre gemeinsamen Konflikte erfolgreich und in der Regel friedlich zu lösen? Tiere kommunizieren erwiesenermaßen zumeist sehr klar und deutlich. Passen sich auch freiwilliger ihrem Gegenüber, besonders ihrem Menschen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, an. Lernt der Mensch daher anzuerkennen, dass seine Sprache nicht die EINE ist, kann dieser in der Kommunikation mit dem Tier Missverständnisse und Konflikte für alle Beteiligten und mit diesen zusammen erfolgreicher lösen.


Wie kann ich mir den Ablauf einer Mensch-Tier-Mediation vorstellen?


In der Mensch-Tier-Mediation darf das Tier selbst für sich sprechen. Tiere verfügen über ihre eigene Sprache. Diese ist für Hunde, Katzen und Pferde eingehend erforscht und in sogenannten Ethogrammen (Verhaltenskatalogen) festgelegt. Das Tier erhält somit als eigenständiges Individuum die Möglichkeit sich selbst bei der Konfliktbeilegung mit seinem Besitzer zu beteiligen. Der Besitzer hingegen lernt sein Tier besser kennen, die artgerechten Verhaltensweisen des Tieres zu beobachten, zu interpretieren und mit diesem zu kommunizieren. 


Der Mediator ist hierbei jedoch kein Dolmetscher zwischen dem Menschen und seinem Tier. Er dient als Vermittler, der sowohl dem Menschen, wie auch dem Tier die Rahmenbedingungen schafft, damit sie jeweils als eigenständige Partei gemeinsam an der Lösung ihrer Konflikte arbeiten können.


Als praktisches Beispiel zur Erläuterung: Eine Katze verweigert die Katzentoilette und uriniert stattdessen auf den Teppich. Hier stellt der Mediator dem Menschen den entsprechenden Verhaltenskatalog zur Verfügung, sodass der Mensch in der Lage ist, sein Tier artgerecht zu verstehen. Es werden somit, wie auch in der klassischen Mediation in der ersten Phase des strukturierten Verfahrens zu Beginn durch den Mediator die entsprechend notwendigen Informationen den Konfliktparteien zur Verfügung gestellt. Danach die Konfliktthemen in der zweiten Phase gesammelt (Unsauberkeit) und gemeinsam in der dritten Phase das, was sich an Interessen, Wünschen und Bedürfnissen hinter den Themen versteckt, gemeinsam beobachtet bzw. erörtert. Wie bei der klassischen Mensch-Mensch-Mediation gibt auch hierbei der Mediator in der vierten Phase keine Lösungsmöglichkeiten vor. Stattdessen entwickeln Mensch und Tier gemeinsame Optionen und testen diese. 


Im zuvor genannten Fall mit der Katze könnte hierbei zum Beispiel herauskommen, dass die Katze die Katzentoilette aufgrund des Einstreus verweigert. Katzen verfügen über einen vielfach feineren Geruchssinn als der Mensch. Was der Mensch als wohlriechend empfindet, bewertet die Katze eventuell als ekelerregend. Da sie und nicht der Mensch die Katzentoilette benutzen soll, entsteht ein Konflikt. Der Teppich hingegen stellt für die Katze einen weichen Untergrund dar, welchen die Katze in der freien Natur zur Verrichtung ihres Geschäfts auch aussuchen würde. Die Ursache könnte daher am Katzeneinstreu liegen, weshalb die Katze ein Problem mit dem Verhalten des Besitzers (Kauf des parfümierten Katzeneinstreus hat) und dies durch das alternative Urinieren auf dem Teppich kommuniziert. Der Besitzer hingegen sieht als Ursache nicht sein Verhalten, sondern nur die Unsauberkeit der Katze, weshalb er ohne die Mediation die Katze wahrscheinlich zu Beginn verzweifelt immer wieder auf die Katzentoilette setzt, um ihr seine Position klar zu machen. Nachdem dies jedoch das Problem der Katze mit dem Einstreu nicht löst, wird die Katze einfach bei nächstbester Möglichkeit die Toilette schnell verlassen und auch weiterhin nicht freiwillig diese aufsuchen. Am Ende versucht der Besitzer vielleicht aus Verzweiflung seine Katze mit der Schnauze in den Urin  zu tunken (leider eine immer noch sehr verbreitete Vorgehensweise bei sogenanntem Ungehorsam bzgl. Unsauberkeit) oder trennt sich schlussendlich von seinem Tier. Mithilfe der Mediation kann der Besitzer aufgrund des Verhaltenskatalogs seine Katze beobachten, sowie in der gemeinsamen Kommunikation herausfinden, ob ein Einstreuwechsel die Unsauberkeit behebt oder alternative Lösungsmöglichkeiten mit der Katze gemeinsam erarbeiten.


Denn für die Unsauberkeit der Katze können natürlich auch andere Gründe die Ursache sein. Wer das Tier jedoch nie selbst sprechen lässt, wird immer nur mutmaßen. 


Wobei eine Mensch-Tier-Mediation, ebenso wie eine klassische Mediation zwischen Menschen, nicht bei jedem Konflikt angewendet werden kann oder zu einer Lösung führt.


Wer jedoch sein Tier als Familienmitglied bei der Konfliktlösungsfindung auch gerne einmal zu Wort kommen lassen oder besser verstehen möchte, ist bei der Mensch-Tier-Mediation bestens aufgehoben. 


Vorteile der Mensch-Tier-Kommunikation 


Der größte Vorteil einer Mensch-Tier-Mediation ist, dass der Mensch die Möglichkeit erhält sein Tier in seinem artgerechten Verhalten wahrzunehmen und dieses Wissen auch bei zukünftigen Konfliktsituationen in der gemeinsamen Kommunikation nachhaltig anwenden kann. Der Mensch schenkt damit seinem Tier die Möglichkeit, bei Konflikten eigenständig mitzuentscheiden. Was letztendlich in der Regel die Bindung zwischen Mensch und Tier positiv bestärkt.